Husumer Frauengeschichtswerkstatt
"Fanny, Sophie, Tine und all die anderen"
Klar, auf dem Husumer Marktplatz steht unserer Tine. Aber wer ist das nochmal? Die Schriftstellerin Fanny zu Reventlow, die Gründerin der Mädchenschule Sophie Jacobsen oder eben Anna Catharina Asmussen, genannt Tine, sie alle haben in Husum wichtige Spuren hinterlassen.
Das war hier - Zwei Stolpersteine für Mirjam Cohen
Dieser Ausschnitt eines alten Klassenfotos zeigt Mirjam Cohen. Geboren wurde sie am 23. Mai 1923.
Mirjam lebte mit ihren Eltern Bertha und Benjamin Cohen zunächst in Berlin und zog dann mit ihnen nach Friedrichstadt. Der Vater wurde Rabbiner der jüdischen Gemeinde. Die Familie bezog das Haus neben der Synagoge.
Das Paar wünschte sich für das einzige Kind eine gute Schulbildung und so wurde Mirjam auf der Höheren Töchterschule in der Theodor-Storm-Straße in Husum angemeldet, der Theodor-Storm-Schule (TSS).
Vielleicht stehen Sie gerade genau dort und habe diese Seite durch einen QR-Code erreicht. Dann stellen Sie sich bitte das Schulgebäude dort vor, wo jetzt Wohngebäude stehen. Dieses Foto zeigt die Schule Jahre später, als sich dort bereits die Volkshochschule der Stadt befand.
Mirjam Cohen lernte hier von 1933 bis 1938, spielte auf dem Schulhof und war wie die meisten ihrer Klassenkameradinnen Fahrschülerin.
Ihr Zeugnis aus der 8. Klasse im Jahr 1937, zeigte gute Noten. Gescheit, hilfsbereit, zurückhaltend und "Een schnutige Deern" - so wurde sie von Zeitzeuginnen und Zeitzeugen beschrieben.
Erzählt wurde auch, von den Gemeinheiten und Sticheleien, denen sie später auf der Schule ausgesetzt war. Die Klassenlehrerin Fräulein Dümmel, so wurde berichtet, hat sich schützend vor sie gestellt. Die Mutter Bertha Cohen fuhr zur Schule, um sich zu beschweren.
1937/38 floh die Familie schließlich, zunächst nach Hamburg ins Grindelviertel, dann weiter in die Niederlande. Im Mai 1943 wurde die Familie ins Übergangslager Westerbork verschleppt. Am 16. November 1943 folgte die Deportation nach Auschwitz. Dort wurden Mirjam und ihre Mutter Bertha Cohen, geborene Malina, am 19. November 1943 ermordet. Der Vater Dr. Benjamin Cohen wurde wenige Monate später, am 31. März 1944, ebenfalls in Auschwitz ermordet.
Der erste Stolperstein Husums erinnert an die jüdische Schülerin Mirjam Cohen und wurde am 23. November 2010 von Gunter Demnig, dem Initiator der Stolperstein-Verlegungen selbst, ins Pflaster gesetzt.
Vor den Abrissarbeiten an der VHS im Jahr 2016 wurde der Stein der TSS zur Verwahrung übergeben.
Und dann gab es einen Streit - der gut ausging: Gut für die Husumer Erinnerungskultur zu den Verbrechen des Nationalsozialismus in unserer Stadt, gut für die pädagogische Arbeit an der TSS, gut für die Husumer Frauengeschichte. Lesen Sie selbst:
- PDF-Datei: PDF, 291 kB) (
Die Geschichte des Schulprojektes und weitere Informationen finden Sie hier: Das war hier - Mirjam Cohen
Aktuelles
10 Jahre Husumer Frauengeschichtswerkstatt
Seit 2012 ist die Husumer Frauengeschichtswerkstatt aktiv. Grund genug um sich zur Feier des Tages auf zumachen zu einem anderen Frauengeschichtsprojekt: dem Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof .
Natürlich laufen gerade auch die Planungen weiter. Im Mittelpunkt steht die Wiederverlegung des Stolpersteins in Gedenken an Mirjam Cohen n der Theodor-Storm-Straße.
Auf den Spuren der Stadt-Töchter
Haben Sie schon einmal an einem der Frauenstadtrundgänge teilgenommen?
Kennen Sie unsere Ausstellung zu den ersten Husumer Politikerinnen?
Die Husumer Frauengeschichtswerkstatt trifft sich seit September 2012.
Zunächst stand die Entwicklung der Mädchenbildung im Mittelpunkt. Zurzeit recherchieren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nun Biografien von Husumerinnen.
Präsentiert werden die Ergebnisse zum Beispiel in den Frauenstadtrundgängen, die in
Kooperation mit der Frauentheatergruppe 5plus1 stattfinden.
Sie sind uns herzlich willkommen!
Es gilt noch vieles zu entdecken: Wenn Sie Spaß daran haben, sich mit uns auf die Spurensuche zu begeben, melden Sie sich gerne.
Natürlich freuen wir uns auch, wenn wir Sie als Gäste begrüßen dürfen.
Broschüre und Ausstellung
Husumerinnen, die Geschichte schrieben: Die ersten Politikerinnen.
Im Jahr 1919 wählten das erste Mal auch Frauen ihre politischen Vertretungen - und sie konnten gewählt werden. Ein jahrzehntelanger Kampf war von den Frauen gewonnen worden.
Ins Husumer Stadtverordnetenkollegium zogen Emma Carstensen für die Demokratische Partei und Christine Petersen für die SPD ins Gremium ein. Später folgte Emma Wassily für die Deutschnationale Volkspartei.
Die Ausstellung und die Broschüre erzählen von Husum zwischen den Kriegen, den drei ersten weiblichen Stadtverordneten und wie ernüchternd es weiterging mit den Politikerinnen in Husum.
Sie erhalten die Broschüre bei der Gleichstellungsbeauftragten oder hier:
- PDF-Datei: PDF, 1.4 MB) (
Der Emma-Carstensen-Preis
Seit 2021 loben Siegfried und Marianne Carstensen den Emma-Carstensen-Preis aus. Unterstützt von der Husumer Frauengeschichtswerkstatt und seit 2022 von einer Jury begleitet, wird eine Frau ausgezeichnet, die sich nach der Flucht trotz aller Widerstände mit Mut und Energie ein neues Leben aufgebaut hat. Sie wird ausgezeichnet für
- das Aushalten eines Status-Verlustes und die Öffnung zu einer Neuorientierung,
- das erfolgreiche Erstreiten und Erarbeiten eines Bildungs- und/oder Berufsabschlusses sowie für
- eine bewusste Auseinandersetzung mit Herkunft und Migration.
Für den Preis stellen Marianne und Siegfried Carstensen, der Enkel einer der beiden ersten Husumer weiblichen Stadtverordneten Emma Carstensen, jährlich einen Betrag von 1.000 Euro zur Verfügung. Gewürdigt wird damit auch das große Engagement Emma Carstensens.
Die Preisträgerinnen
2021 Eugénie Sibbersen
2022 Mshlin Dahdal
Frauenstadtrundgänge
"Mein ganzes äußeres Leben zerrt mich hin und her..."-Frauenarmut gestern und heute
Frauenstadtrundgang-Frauenarmut am 17.05.2023.pdf
Franziska Gräfin zu Reventlow - Von der "tollen Fanny" zur "Schwabinger Gräfin"
Frauenstadtrundgang und Lesung am 18.05. und 25.05.2022.pdf
Emma Carstensen - Eine Kommunalpolitikerin der ersten Stunde
Frauenstadtrundgang und zwei weitere Veranstaltungen 08-2021.pdf
Emma Carstensen - Eine Kommunalpolitikerin der ersten Stunde
Frauenstadtrundgang am 07.10. und 21.10.2020.pdf
Sophie Jacobsen - Auch Mädchen haben kluge Köpfe
Frauenstadtrundgang am 21.09.2019.pdf
Margarete Böhme - Eine Schriftstellerin am Puls der Zeit(en)
Frauenstadtrundgang am 15.05.2019.pdf
Franziska Gräfin zu Reventlow - Von der "tollen Fanny" zur "Schwabinger Gräfin"
Frauenstadtrundgang am 29.08.2018.pdf
Anna Catharina Asmussen - Die Frau, die hinter der "Tine" steckt
Frauenstadtrundgang am 30.05.2018.pdf