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Datum: 14.09.2023

Kreis Nordfriesland hofft auf Neubau der Husumer Klinik am Stadtrand

„Das wäre die beste Nachricht für das nordfriesische Gesundheitswesen seit Menschengedenken“, stellt Landrat Florian Lorenzen fest. Mit „das“ meint er einen vollständigen Neubau des Husumer Kreiskrankenhauses – moderner, im Betrieb wirtschaftlicher sowie attraktiver für Patienten und medizinische Fachkräfte.

Seit dem Frühjahr haben Lorenzen und Klinik-Geschäftsführer Stephan W. Unger Gespräche mit dem Gesundheitsministerium des Landes geführt.

„Die Landesregierung hat unseren Wunsch nach einem Neubau zur Kenntnis genommen. Auch wenn die Finanzierungsfrage natürlich noch nicht gelöst ist, wurden wir ermuntert, unsere Idee einmal strukturiert aufzubereiten und vorzulegen“, fasst Stephan W. Unger die Gespräche zusammen.

Die Investitionsförderung des Landes folgt einem geregelten Prozess: Nach Antrag auf Förderung einer Baumaßnahme wird zunächst eine Priorisierung der Maßnahmen im Hinblick auf ihre Versorgungsrelevanz und die Umsetzungsreife vorgenommen und eine Beschlussvorlage erstellt, auf deren Grundlage im Landeskrankenhausausschuss über eine Aufnahme in das Investitionsprogramm beraten wird. Sollte das Projekt in das Investitionsprogramm aufgenommen werden, wird das Krankenhaus benachrichtigt. Sind die Planungen abgeschlossen, reicht das Krankenhaus die erforderlichen Unterlagen beim Gesundheitsministerium ein. Nach einer umfassenden Prüfung fällt dort die Entscheidung.

Bisher plant der Kreis Nordfriesland, am Standort Husum der Klinikum Nordfriesland gGmbH einen neuen Flügel mit 100 Betten zu errichten. Darüber besteht grundsätzliche Einigkeit mit dem Land Schleswig-Holstein, die erforderlichen Fördermittel stehen bereit. Da die einzelnen Planungsschritte nacheinander eng mit dem Land abgestimmt werden müssen, würde die Realisierung noch rund zehn Jahre in Anspruch nehmen.

Zudem sind umfangreiche Modernisierungs- und Sanierungsarbeiten erforderlich. Die Kerngebäude stammen aus den 1950er und 1970er Jahren. „Sie entsprechen räumlich, organisatorisch, technisch, brandschutztechnisch und hygienisch nicht mehr den Anforderungen an einen zeitgemäßen Krankenhausbetrieb“, berichtet Unger.

Zur Vorbereitung der Modernisierung wurde eine umfassende bautechnische Bestandsaufnahme der vorhandenen Gebäude erstellt. „Dabei haben wir diverse Überraschungen erlebt. Es stellte sich heraus, dass rund 152 Millionen Euro für den stationären sowie 25 Millionen Euro für den ambulanten Teil aufgebracht werden müssten, um die alten Gebäude zu modernisieren. Und diese 177 Millionen Euro sind die Mindestsumme, denn bei den Altbauten können durchaus noch weitere Überraschungen auf uns warten“, sagt Florian Lorenzen.

Die hohen Summen brachte den Aufsichtsrat und die Geschäftsführung auf die Idee, zum Vergleich die Kosten eines vollständigen Neubaus zu ermitteln. Nach umfangreicher Prüfung und Erörterung mit dem Aufsichtsrat, dem Hauptausschuss des Kreises sowie der Stadt Husum stand fest: Ein Neubau wäre mit 182 Millionen Euro für den stationären und 20 Millionen Euro für den ambulanten Teil zwar etwas kostspieliger, könnte jedoch nach vier Jahren Bauzeit fertig sein. „Und er würde den aktuellen Anforderungen an ein modernes Krankenhaus entsprechen – ohne Kompromisse zum Beispiel in der Anordnung der Gebäude. Die ärztlichen, pflegerischen und medizintechnischen Arbeitsabläufe könnten ganz anders geplant und die Klinik viel wirtschaftlicher betrieben werden“, sagt Unger.

Zudem wäre es in neuen, mit dem Ziel möglichst kurzer Wege geplanten Gebäuden möglich, die ambulante und die stationäre Versorgung intensiver miteinander zu verzahnen und damit einem der großen Ziele der aktuellen Krankenhausreform des Bundes gerecht zu werden.

Was auch nicht zu vernachlässigen ist: Patienten und Mitarbeitenden würden über zehn Jahre hinweg massive Einschränkungen durch Bauarbeiten und Lärm erspart bleiben. Da der medizinische Versorgungsauftrag nicht durch Baumaßnahmen im laufenden Krankenhausbetrieb gestört würde, käme es auch nicht zu Leistungs- und Erlösausfällen.

Aufsichtsratsvorsitzender Florian Lorenzen und Geschäftsführer Stephan Unger informierten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums Nordfriesland in zwei Betriebsversammlungen über die laufenden Planungen.

Große Unterstützung findet die Idee beim Husumer Bürgermeister Martin Kindl. „Ins Auge gefasst wird die der Stadt gehörende Grünfläche zwischen Obi und der B 5 – ein idealer Standort mit viel Platz und bester Verkehrsanbindung“, stellt Kindl fest.

Was nach dem Umzug an den Stadtrand mit dem jetzigen Standort am Schlosspark passieren würde, müssen Klinikum, Kreis und Stadt in enger Abstimmung klären. „Das ist ein Grundstück in allerbester Lage mit großartigem Entwicklungspotenzial. Ich freue mich schon jetzt auf die vielen Vorschläge, die es dazu geben wird“, sagt Kindl.

Florian Lorenzen fasst zusammen: „Alle Beteiligten in der Region haben sich nach gründlicher Abwägung einhellig für eine möglichst zukunftssichere und gleichzeitig wirtschaftliche Planung entschieden. Im Ergebnis spricht alles für einen vollständigen Neubau.“ Einen Arbeitstitel gibt es auch schon: „Klinik am Wattenmeer“.

Mittlerweile entstanden Gerüchte über ein mögliches Zentralklinikum, das die Häuser in Husum und Niebüll ersetzen soll. Doch daran ist nichts wahr. Lorenzen betont: „Husum und Niebüll bleiben auch künftig definitiv Standorte des Klinikums des Kreises Nordfriesland. Es geht nur darum, ob wir den Husumer Altbau erweitern und modernisieren oder ob ein kompletter Neubau am Rande der Stadt entstehen wird, der über die B5, die B200, die B201 und den ÖPNV bestens erreichbar ist.“

Auch am Klinikstandort Niebüll wird kräftig investiert: Bereits im Oktober beginnen die Bauarbeiten für den Neubau von zwei OP-Sälen am dortigen Krankenhaus. „Ich bin sehr froh, dass es im Norden ebenfalls für alle sichtbar vorangeht. Das zeigt deutlich, dass auch die Landesregierung Niebüll als einen wichtigen Standort für die stationäre Gesundheitsversorgung anerkennt“, erklärt Stephan Unger.

Darüber hinaus entstehe am Standort Tönning zurzeit ein neues regionales Gesundheitszentrum, das im nächsten Jahr eröffnet werde. Und auch am vierten Standort in Wyk auf Föhr, so Unger, werde fortlaufend saniert und modernisiert. Jüngste Maßnahmen seien die Sanierung der Dächer und die Erneuerung des Notstromaggregats.

Landrat Florian Lorenzen erinnert an das Versprechen, das der Kreis seinen Bürgern 2017 im Zuge des Bürgerentscheides über die Zukunft der Kreis-Kliniken gegeben hat: „Land und Kreis investieren ohnehin enorme Summen in Husum und Niebüll. Von einem Neubau in Husum konnten wir vor sechs Jahren höchstens träumen – nun ist er in vielfacher Hinsicht die klügste Perspektive und rückt in greifbare Nähe.“

Was Stephan Unger besonders freut: Der Bürgerwindpark Reußenköge spendete am 13. September 850.000 Euro für die Anschaffung eines neuen Magnetresonanz-Tomographen für die Husumer Klinik. „Dafür und für die regelmäßigen Spenden unserer Fördervereine bin ich überaus dankbar. Dass wir trotz des engen Finanzkorsetts eine qualitativ hochwertige Versorgung anbieten können, ist ganz wesentlich auch der Unterstützung durch die Menschen in der Region zu verdanken“, betont Unger. Auch das MRT in Niebüll sei eine Spende des dortigen Vereins. Und der Förderverein des Föhr-Amrumer Krankenhauses habe vor Kurzem Klimaanlagen in den Patientenzimmern finanziert und den Ausbau der Notaufnahme bezuschusst.

Text: Kreis Nordfriesland