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Datum: 01.10.2020

Gewalt gegen Beschäftigte - Beleidigungen und Übergriffe nehmen zu

„Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch“, steht gut sichtbar auf dem Banner, das am Rathaussturm in Husum hängt. Mit der gleichlautenden Kampagne macht der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) auf die steigende Zahl von Übergriffen auf Beschäftigte aufmerksam.

„Die Gewalt gegen Beschäftigte, die öffentliche Aufgaben erfüllen, dürfen wir nicht tolerieren“, erklärt Mathias Wötzel vom DGB Schleswig-Holstein Nordwest und fordert unter anderem. bessere Schulung und Betreuung, damit die Beschäftigten sich nicht alleine gelassen fühlen.

„Auch Busfahrerinnen und Busfahrer sind davon betroffen, neben den üblichen Pöbeleien gab es im Sommer sogar eine Messerattacke“, betätigt Nils Holger Fischer. Er ist Betriebsrat bei der Autokraft und kennt die psychischen Belastungen, die den Job im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) mittlerweile begleiten.

Besonders unangenehm sei der Trend, Foto- und Videoaufnahmen zu machen, mit der Drohung: „Wir wissen, wo du wohnst, oder, wir kennen deine Familie.“ Es bestehe im ÖPNV eine Transportpflicht. „Danach müssen wir auch alkoholisierte und aggressive Kundinnen und Kunden mitnehmen“, sagt Fischer. Bei jedem Übergriff die Polizei zu holen, würde den vorgegebenen Fahrplan ruinieren oder Shitstorms im Netz verursachen. „Da fühlt man sich schon manchmal allein gelassen und ohne Rückhalt“, meinte er.

Levke Hansen ist die Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei in Nordfriesland und seit zwölf Jahren Polizistin in Husum. Beleidigungen gehören in ihrem Beruf schon fast zum Alltag. „Schlampe ist noch der freundlichste Ausdruck“, erzählt sie. Zurzeit sei es „in“, die Polizistinnen und Polizisten alle über einen Kamm zu scheren und sie als Rassistinnen und Rassisten zu beschimpfen.

„Auch wir vermissen manchmal den Rückhalt aus der Politik oder der Gerichtsbarkeit“, bedauert Levke Hansen. Neben der Bahn wird nur bei der Polizei eine Statistik der Übergriffe geführt, und die zählte 2019 rund 1.180 Gewalttaten gegen Polizistinnen und Polizisten. „Die Zahl ist zwar über die Jahre gleich geblieben, aber die Intensität der Gewalt hat deutlich zugenommen“, gibt Levke Hansen zu bedenken.

„Wer sich tagtäglich für unsere Gesellschaft einsetzt, darf keine Angst am Arbeitsplatz haben“, betont Husums Bürgermeister, Uwe Schmitz. Staatliches Handeln und gesellschaftliche Dienstleistungen verdienten Wertschätzung und dürften nicht schlechtgeredet werden. Er unterstützt die DGB-Aktion, auch weil er seine Solidarität mit den betroffenen Beschäftigten zum Ausdruck bringen will. „Wir müssen zu einem respektvollen Miteinander zurückfinden“, appelliert er.

Text: Perke Heldt/Pressestelle Stadt Husum