Sprungziele
Inhalt
Datum: 07.07.2022

BISS: Lars Wulff verabschiedet sich

Er gehörte Jahrzehnte zu Husum: Der Diakon und Erzieher Lars Wulff. Am 31. Juli ist sein letzter Tag als Leiter des städtischen Kinder- und Jugendforums BISS und Stadtjugendpfleger.

Seit 41 Jahren ist er im sozialen Bereich tätig, davon 35 in Husum. Nun zieht es ihn beruflich in den Kirchenkreis Dithmarschen, wo er als Beauftragter für geflüchtete Menschen seine neue Arbeit aufnehmen wird.

„Ich habe viel gesehen und viele Menschen kennen gelernt. Dass ich meine Arbeitsstelle noch einmal wechsele, habe ich selbst nicht vermutet“, erzählt er rückblickend und weiter: „Aber ich denke, es ist gerade in der offenen Jugendarbeit Zeit für junge Gesichter, die die Leitung übernehmen und die Lebenswelten der Kinder und Jugendliche verstehen.“

Es reiche nicht, sich ein Baseballkappe falsch herum aufzusetzen und rumzualbern. Dafür seien die Anforderungen an eine moderne offene Jugendarbeit zu hoch. „Corona hat bei den Jugendlichen Spuren hinterlassen und ich denke, dass wir harten Zeiten entgegensteuern. Es gibt so unglaublich viele Themen, die für die Jugendarbeit anstehen“, blickt er in die Zukunft.

Leicht falle ihm der Schritt nicht. „Ich war gerne bei der Stadt Husum und habe hervorragende Arbeitsbedingungen vorgefunden, die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzten war immer gut.“ Was gibt der BISS-Leiter seiner Nachfolge im BISS mit? „Egal, wie toll ein Jugendzentrum eingerichtet ist, am Ende sind die Beziehungen wichtig, die wir herstellen. Das hat sich in der Jugendarbeit nicht geändert. Und das gilt für alle: Geht achtsam mit euch um.“

Auszüge des beruflichen Weges von Lars Wulff: Praktikum in der Kindertagesstätte, Zivildienst bei den Gemeindeschwestern, Teile der Ausbildung im Jugendzentrum, nebenbei Nachtwachen in der Kurzzeitpflege, Ankerkennungsjahr im „Haus der Jugend“, Jugendarbeiter in Rödemis. Leiter eines Sozialladens, Mitarbeiter im Kinderschutz-Zentrum Westküste, DaZ-Schulsozialarbeiter in den Beruflichen Schulen sowie  BISS-Leiter und Stadtjugendpfleger.

Sein berufliches Highlight: Der legendäre Wetten-Dass-Auftritt in der Kieler Ostseehalle 1991, mit seinem Kollegen Bernd Biermann und Lindenstraßen-Fan Johanna Hansen „Da reden die Leute heute noch drüber, so einen Kracher hat keine Jugendarbeit in ganz Deutschland wiederholt“, freut er sich. Die größte berufliche Tragödie benennt Wulff mit dem Brand im Lübecker Asylheim im Januar 1996, in dem er bis 1995 gearbeitet hat. Zwölf Menschen kamen dabei ums Leben - er hat sie alle gekannt.

Höhen und Tiefen lägen in diesem Beruf sehr dicht beieinander. „Somit hinterlassen 40 Jahre soziale Arbeit ihre Spuren. In der Diakonen-Ausbildung hieß es nur machen, machen, machen, die Welt ist bedürftig. Niemand sagte `Pass auf dich auf´“, bedauert er.

Gut in Erinnerung bleibt ihm die lehrreiche Zeit als Präventionskraft im Kinderschutz-Zentrum Westküste und die bewegende Zeit an der Beruflichen Schule mit den vielen geflüchteten jungen Menschen. Als Ausgleich zum Beruf ist er als Seelsorger beim Wacken-Festival und als Plattdeutscher Rummelpott-Liedermacher aktiv. „Ich bin wohl der einzige Mensch weltweit, der die plattdeutsche Rummelpott-Kultur pflegt“, ist er sich sicher.