25 Jahre Nationalpark-Wattführer
Die Nationalpark-Wattführer feiern 2024 Jubiläum: Seit 25 Jahren führen sie Gäste im und am Watt und geben dabei ihre Begeisterung für diesen einmaligen Lebensraum weiter. Als qualifizierte Gruppe haben sie sich dem Naturerleben im Nationalpark Wattenmeer verschrieben
„Je mehr die Menschen die Besonderheiten der Natur im Wattenmeer kennen, desto eher sind sie bereit, diese zu schützen. Als Nationalpark-Wattführer und aus meiner Arbeit im Küstenschutz heraus kenne ich die nordfriesische Küste bestens und gebe mein Wissen daher gern an Gäste und Interessierte weiter.“ Das sagt Bernd Strasser über sein Engagement als Nationalparkführer.
An seinem reichen Erfahrungsschatz – gespickt mit Anekdoten – lässt er nach wie vor sehr gern andere teilhaben. Seit mehr als 25 Jahren liebt der Nordfriese es, bei Wind und Wetter den Schlick zwischen den Zehen zu spüren und Gästen seine Faszination für diesen wertvollen, einzigartigen Lebensraum zu vermitteln. Er gehört zu den Gründungsvätern und -müttern der Nationalpark-Wattführer.
Diese kamen Ende der Neunzigerjahre zusammen, um gemeinsam mit der Nationalparkverwaltung Kriterien für Wattführungen zu entwickeln. Diese seien mit kleiner Gruppenstärke und hoher Qualität von Nöten – so forderte es auch der Ökosystem-Forschungsbericht 1996 klar und deutlich. Zuvor war weder bekannt, wer alles aktiv an der Westküste Wattführungen anbot, noch reglementiert, wie groß eine Gruppe sein durfte.
Nicht selten ging ein Wattführer damals mit mehr als hundert Personen ins Watt. Doch bis 1998 entwickelte die Gruppe ein Konzept für einen Qualifizierungskurs.
„Unsere zertifizierten Nationalparkführer garantieren ihrer Gruppe nicht nur eine unterhaltsame wie lehrreiche Exkursion mit fachlicher Qualität, sie sorgen auch für die Sicherheit ihrer Gäste. Denn so schön und friedlich der trockengefallene Wattboden auch aussehen mag, die Gezeiten und rasche Wetterumschwünge können für böse Überraschungen sorgen“, weiß Michael Kruse, Leiter des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.
„Darum bin ich froh, dankbar und auch stolz, dass wir uns auf unsere Nationalparkführer verlassen können – und bitte alle darum, zu ihrer eigenen Sicherheit niemals ohne ortskundige Begleitung ins Watt hinauszugehen.“
Bereits Anfang 1999, vor 25 Jahren, schlossen die ersten 26 Wattführer ihre Fortbildung erfolgreich ab – Bernd Strasser war unter ihnen. Genauso wie sieben weitere wind- und wetterfeste Wattenmeer-Liebhaber, die bis heute Touren anbieten. Aktuell besteht die Gruppe aus 50 Nationalparkführer, zu denen 2021 alle Nationalpark-Watt-, Gäste- und Vogelführer zusammengefasst wurden.
Die regelmäßige Teilnahme an Weiterbildungen der Nationalparkverwaltung hat sich dabei als Standard etabliert. Dass das so ist, dafür sorgte von Anfang an maßgeblich Anne Segebade, die schon den ersten Qualifizierungskurs organisierte und ebenfalls bis heute als Nationalparkführerin dabei ist. Inzwischen ist sie zudem Mitarbeiterin des Fachbereichs Kommunikation und Nationalpark-Partner in der Nationalparkverwaltung und betreut die Schulungen daher professionell.
Sie weiß, wie wichtig der kollegiale Austausch und der Zusammenhalt der Gruppe sind: „Auch wenn es auf den ersten Eindruck nicht so scheint, sind Wattführer die einsamsten Menschen auf ihren Touren: Zwar sind wir mit unserem Wissen und Mitmachaktionen für unsere Gäste da, doch unsere Gedanken zu der Führung und eventuellen kniffeligen Situationen teilen wir nicht mit ihnen. Unsere von der Nationalparkverwaltung organisierten Treffen haben sich daher zu wichtigen sozialen Ereignissen im Jahreslauf entwickelt. Man kommt zusammen, tauscht sich zu Beobachtungen aus, diskutiert Herausforderungen und macht sich schlau zu aktuellen Entwicklungen im Nationalpark.“
Gemeinsam führten die Nationalparkführer auch 2023 wieder 31.831 Gäste während 1.331 Touren, um ihnen den Nationalpark und das Weltnaturerbe näherzubringen. Ein starkes Ergebnis, das Jahr für Jahr nur dank sehr viel Herzblut, Liebe zum Wattenmeer und dem regen Erfahrungsaustausch untereinander zustande kommt.
Text: Alexandra Schnurr/LKN. SH