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Datum: 09.09.2021

Offene Hinterhöfe in der Oberen Neustadt am 4. September: Kultur und Geselligkeit in der Nachbarschaft


Husum (ge) – Der Tag der Offenen Hinterhöfe in der Oberen Neustadt, der im Rahmen des Konzepts „Soziale Stadt“ einen Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität in dem Stadtteil leistete, wurde sehr gut angenommen und viele Gäste fanden lobende Worte für die Idee und die Umsetzung. Wie hoch die gesamte Zahl der Gäste war, lässt sich schlecht abschätzen, aber an den 17 Locations war immer etwas los – häufig viel mehr als vorher erwartet worden ist.

„Nach der langen Pause aufgrund der Corona-Zeit können wir endlich wieder mehr Kontakte pflegen“, sagte Sandra Grams vom Mädchentreff, wo sich eine große Zahl an Kindern, Jugendlichen und Familien zusammenfanden. Hier spielte die ehemalige Schulband der Ferdinand-Tönnes-Schule, man konnte Steine bemalen, Buttons erstellen oder sich am Stepptanz versuchen.

Auch die Friesenolympiade bei der Küstenkirche (mit Schafköttel-Lauf, Sieben, Gummistiefel- und Teebeutel-Werfen) ist gut besucht worden, auch hier kamen größtenteils Familien mit Kindern. Marlene Biemann (Organisatorin des Hinterhof-Angebots der Küstenkirche) sagte: „Das Konzept funktioniert gut und wird von vielen Menschen angenommen.“

Eigentlich ist das von der „Husumer Insel“ betriebene „Café 21“ erst ab dem 1. Oktober wieder geöffnet, aber exklusiv für den Tag der Offenen Hinterhöfe konnte man dort nun endlich wieder die von der „Küchenfee“ Sabine Meier-Orloff gebackenen Kuchen und Torten genießen.

Im Hinterhof der „Husumer Insel“ (Neustadt 103) wurden Bratwürste gegrillt und man konnte das neu angelegte Blumenmeer bestaunen. Über 60 Menschen kamen zum Apfelfest im Eckhus, wo es alles Mögliche rund um den Apfel gab: Kuchen, Saft, Marmelade, Chutney und Basteleien mit Apfelringen. Eine gute Resonanz fand auch das Angebot des Repair-Cafés im Sozialladen „Möbel und Meer“ (Hinter der Neustadt 70 – 72“). Hier präsentierte das Repair-Café-Team sein Konzept der Hilfe zur Selbsthilfe bei Reparaturen (Erfolgsquote: über 70 %).

Nebenan im „Hotel am Schlosspark“ konnte man eine „Laberstunde“ mit dem zeichnenden Humoristen Peter Buschkow erleben, der mit seinen Geschichten über Ärgernisse mit moderner Technik, psychologische Tricks beim Lottospielen, SUVs („Fehlgeburt eines unfähigen Automobilkonstrukteurs“) und den Betrugsversuch durch einen „Polizeigroßmeister“ für zahlreiche Lacher sorgte.

Das Tanzstudio Husum war mit 120 Gästen sehr gut besucht. Hier konnten verschiedene Tanzstile kennen gelernt und ausprobiert werden (immer unter Einhaltung des Abstandsgebots): Kindertanz, Hip Hop, Zumba Gold, Fitness – und noch viel mehr wurde in dem über mehrere Stunden laufendem Non-Stop-Programm geboten. „Bei unseren Mitmachaktionen sind alle Gäste mit einbezogen worden. Die Stimmung war hervorragend“, sagte Inhaber Frank Groth abschließend. „Man spürt es: Die Menschen haben den Drang sich wieder zu bewegen.“ Aufgrund der Corona-Pandemie musste er seine Tanzschule viele Monate schließen und sich für diese Zeit eine andere Arbeit suchen. Die tolle Resonanz beim Tag der Offenen Hinterhöfe macht Grund zur Hoffnung, dass wieder viele Tanzfreudige zu ihm kommen werden, wenn er ab Oktober seine neuen Kurse anbietet (es gilt hierbei die „3G-Regel).

Wer anstatt zu tanzen lieber Filme schauen wollte, war im „Carport-Kino“ bei Rolf und Jutta Zuppelli richtig: Hier zeigten sie selbstgedrehte Filme, bei denen beispielsweise der Husumer Dockkoog bei einer Sturmflut und der Husumer Hafen während des „Ersten Lockdowns“ zu sehen war. Auch hier war die Zahl der Gäste größer als man es vorher erwartet hätte.

Im Hinterhof des spanischen Restaurants „Benavente“ konnten bei Live-Musik spanische Tapas genossen werden. Hier entfaltete sich das Konzept des gegenseitigen Kennenlernens auf ganz besondere Weise: Ein neu nach Husum gezogenes Ehepaar lernte hier „Alt-Husumer“ kennen, so dass sich eine lustige Runde bildete. „Wir kommen aus Tübingen und sind gerade nach Husum gezogen. Als wir einmal im Urlaub hier waren, haben wir uns in die Stadt verliebt“, erklärten die „Zugezogenen“. „Wir fühlen uns hier sehr wohl, aber der Winter wird der Härtetest.“ Alle am Tisch sind sich einig, dass man die Aktion „Offene Hinterhöfe“ öfter machen solle.

Zum Kavaliershaus, wo in der Ausstellung „Transformative Arten und Weisen“ die Kunst von Jarvis Helwig und Live-Klaviermusik von Thomas Hansen erlebt werden konnte, kamen rund 90 Leute. Organisator Peter-Carsten List-Petersen sagte im Anschluss: „Das war wirklich toll. Ich hoffe, dass dies der Auftakt für mehr Veranstaltungen dieser Art war.“

Ingrid Jessen, die in „Das Atelier“ im Nedderweg 10 zu einer Ausstellung von 11 Künstlerinnen und Künstlern einlud, berichtete von rund 50 Gästen: „Das war ganz wunderbar. Jetzt kamen endlich mal andere Leute, die das Atelier vorher noch gar nicht kannten.“ Es seien darunter viele Touristinnen und Touristen gewesen: „Das ist für die Stadt gut, wenn die Gäste hier so viel entdecken können“, so Jessen.

Die Fülle der unterschiedlichen Locations brachte es mit sich, dass man es kaum schaffen konnte, jede einzelne zu besuchen. Doch bei der Abschlussveranstaltung in den Gärten von Günter Schiemann und Michael Ovens waren auch viele der Mit-Organisatoren des Tags der Offenen Hinterhöfe unter den Gästen. Beim „großen Crossover“ gab es Fisch, der vom Angel-Experten Ovens selbst gefangen und geräuchert worden ist, und dazu servierte Schiemann den passenden Wein. Hier konnte man einiges über die verschiedenen Fischarten und die richtige Zubereitung lernen sowie viel Wissenswertes über Weingüter aus unterschiedlichen deutschen Regionen erfahren. Nur dank des engagierten Unterstützer-Teams (bestehend aus Angela und Sven Jürgensen, Alexandra Lorenzen und Dana Peters) war es möglich, dass dieses besondere kulinarische Erlebnis mit mehreren Gängen an Fisch- und Weinspezialitäten geboten werden konnte. Man hätte meinen können, dass sich diejenigen, die hier noch bis spät in den Abend zusammensaßen, bereits seit langer Zeit kennen – so fröhlich und offen war die Stimmung. Doch all diese Menschen kannten sich vorher nicht und sind erst durch das Konzept der Offenen Hinterhöfe zusammengeführt worden.

„Das war ein traumhafter Tag. So viele verschiedene Menschen trifft man hier und man versteht sich einfach sofort gut. Das Konzept muss auf jeden Fall wiederholt werden“, war das Fazit eines begeisterten Besuchers der Offenen Hinterhöfe. „Ich dachte vorher immer, dies sei ein Stadtteil, in dem ich auf keinen Fall wohnen wollen würde. Aber man hat gesehen, dass es hier echt schöne Gärten und Hinterhöfe gibt und hier tolle Menschen leben“, sagte ein anderer begeisterter Teilnehmer im Anschluss an die Wein- und Fisch-Verkostung.